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DREIFACH GUAT: Neuer Wind im Eisacktal

Autorenbild: Michael KainzwaldnerMichael Kainzwaldner

Seit über 500 Jahren thront der Oberfurner Hof über dem Eisacktal in Villanders. Doch jetzt krempeln die Drillinge Michael, Klaus und Tobias Kainzwaldner alles um. Im alten Gemäuer reifen diesen Winter ihre ersten DOC-Weine: selbst angebaut, selbst gekeltert, selbst vermarktet. Was die drei antreibt? Ein Mix aus Tradition, Zusammenhalt und Wagemut.


Der Oberfurner Hof in den Anfang 70er Jahren

Am Oberfurner Hof spürt man die Geschichte in jeder Fuge. Das Holz der originalen Bauernstube knarzt, als wollte es vom Leben der Vergangenheit erzählen: Im Herzen des Hauses wurde gearbeitet und geruht, gelacht und getrauert, Kinder wurden geboren und man nahm Abschied. Hier, wo Tradition tief wurzelt, gestalten die Drillingsbrüder zusammen ihre eigene Geschichte. Jeder mit Talent und einer klaren Vision.


Neuer Wind in alten Mauern

Michael Kainzwaldner

„Unser Traum wird wahr,“ erzählt Michael und klopft mit der Faust auf den alten Nusstisch. Der Jüngste im Trio ist Weinbauer, Hofbesitzer und draußen zu finden – bei jedem Wetter. Seine geschickten Hände, die jahrelang Weinreben gepflegt haben, formen jetzt die Zukunft des Weinguts. Nach der Hofübergabe 2020 haben wir gesagt: Genug geliefert an die Genossenschaft. Jetzt machen wir unser eigenes Ding.“ Sie wagten den Sprung ins Unbekannte: Der Südtiroler Weinmarkt ist kein leichtes Pflaster, denn es gibt bereits viele etablierte Betriebe. Immerhin, die ersten Hürden haben die drei gemeistert. Etwa, als während des Umbaus plötzlich ein Riss im antiken Kellergewölbe auftauchte. In Windeseile mussten sie Stützbalken organisieren: Noch einmal gut gegangen. Michael bleibt gelassen: „Schauen wir mal, was uns sonst noch erwartet.“

Drei Brüder, eine Mission

Klaus Kainzwaldner

Im neu renovierten Weinkeller, der einst Schweine, Rinder und Pferde beherbergte, verbinden sich Tradition und HighTech. „Alt und muffig? Nicht bei uns!“, schmunzelt Klaus, der älteste der Drillinge und Kellermeister, während er zwischen glänzenden Stahlund edlen Holzfässern durchgeht. Dank des Schwerkraftprinzips werden die Trauben schonend und mit geringem Energieaufwand von oben nach unten verarbeitet. Klaus deutet auf die Decke. „Im ehemaligen Heustadel laden wir die Trauben ab, entstielen sie und pressen sie ein Stockwerk tiefer, im früheren Heulager.“ Der Most fließt weiter nach unten in den einstigen Stall: „Ganz sanft, ohne Pumpen.“ Die Weine, die hier reifen, fangen den Charakter des Eisacktals ein: kraftvoll, frisch – und ja, auch ein bisschen eigenwillig. Klaus’ blaue Augen leuchten, wenn er von „seinen“ Weinen spricht: Sylvaner, Kerner, Gewürztraminer, Grüner Veltliner, Müller-Thurgau und bald auch Blauburgunder. Allesamt echte Charaktere. Besonders am Herzen liegt ihm eine weitere, fast ausgestorbene Südtiroler Rotweinsorte: der Furner Hottler bzw. Furner Hottlinger. Ob der Weinname vom Hof stammt oder umgekehrt, weiß niemand genau. „Auf jeden Fall ist der Furner nicht ganz einfach“, erklärt Klaus: „Ein leichter Rotwein mit ordentlich Säure – alles andere als ideal.“ Ein Experiment mit offenem Ausgang. Doch aufgeben? „Kommt nicht in Frage.“ Die drei sind fest entschlossen, die alte Sorte wieder aufleben zu lassen. Es geht um ihre Identität, um ihre Wurzeln. Und um die Lust, aus der Vergangenheit etwas Neues herauszukitzeln.


Geheimnisse und Gaumenfreuden

Fehlt noch Tobias, der Mittlere – Marketingverantwortlicher und Verkäufer mit Charme: „Was wäre der beste Wein ohne jemanden, der ihn genießt?“ Seine Aufgabe ist klar: Den Oberfurner-Tropfen einen Platz in der Weinwelt zu erobern.

Tobias Kainzwaldner

„Ich bin gern mit Menschen in Kontakt. Wein ist für mich ein Erlebnis, und das will ich bei unseren Verkostungen rüberbringen.“ Die Führung durch den Weinkeller und die geschichtsträchtigen Gemäuer mit anschließender Degustation hinterlässt bleibende Eindrücke. Tobias lächelt, wenn er gefragt wird, ob er seinen vielfältigen Aufgaben gewachsen ist. „Mit ordentlich Ehrgeiz ist viel möglich“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Das Gesellige, der Genuss – das ist für ihn untrennbar mit dem Weinerlebnis verbunden: „Unsere Weine sind wie wir: verwurzelt und modern.“ Der Verkostungsraum in der 500 Jahre alten, holzgetäfelten Bauernstube unterstreicht dies perfekt. Hier haben die Eltern Hans und Hedi bis 2010 mit den Gästen getörggelet. Die Drillinge, damals kleine Lausbuben, gaben musikalische Einlagen zum Besten. Doch das hat sich nun geändert – in rustikaler Atmosphäre werden jetzt Weine degustiert. Und wohl einige Weintrinker zu echten Weinliebhabern. „Ab Frühjahr 2025“, verrät Tobias, „gibt’s den ersten Jahrgang zu kaufen.” Am besten schon mal merken, denn ein wenig Geduld ist noch angesagt. Gut Ding braucht schließlich Weile – besonders, wenn es wie der Wein der Drillinge ist: einfach dreifach guat.




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